Wealth Management
Das Wealth Management ist ein bedeutendes Geschäft des Schweizer Finanzplatzes. Es bezeichnet die umfassende finanzielle Betreuung von Privatpersonen und deren Vermögen. Banken in der Schweiz verwalteten 2021 insgesamt CHF 3,9 Bio. an Privatvermögen, rund 61 Prozent davon stammen von Kundinnen/Kunden mit Domizil im Ausland. Die Vermögensverwaltung ist damit eine der wichtigsten Export-Dienstleistungen der Schweiz.
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Grenzüberschreitendes Wealth Management: Spitzenplatz der Schweiz in Gefahr
Die Schweiz ist der weltweit führende Standort für grenzüberschreitendes Wealth Management. Mit CHF rund 2,4 Bio. an ausländischen Privatvermögen und einem globalen Marktanteil von rund 22 Prozent ist das Geschäft der Schweiz grösser als dasjenige der beiden nächstkleineren Standorte Singapur und Hongkong. Neben der einzigartig breiten Palette hochstehender Dienstleistungen, einem hohen Erfahrungsstand und einem stabilen politischen Umfeld hat die geographische und kulturelle Nähe der Schweiz zu den ehemals wichtigsten Wachstumsmärkten massgeblich zu diesem Resultat beigetragen. In Folge der anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Situation im für das Wealth Management wichtigsten Markt Westeuropa sowie aufgrund von bedeutenden regulatorischen Änderungen ist das Schweizer Wealth Management in den vergangenen Jahren weniger stark gewachsen als andere Standorte, insbesondere in Asien. Darüber hinaus machen Einschränkungen beim Marktzugang zu bedeutenden ausländischen Zielmärkten der Schweizer Banken eine aktive Kundenbedienung deutlich schwieriger. Das Privatvermögen hat in den letzten Jahren am stärksten in den aufstrebenden Märkten Fernost, Lateinamerika, dem Mittleren Osten und Osteuropa zugenommen. Das ist auch der Grund, weshalb sich Schweizer Banken bereits seit geraumer Zeit und zunehmend auch an ausländischen Standorten vor Ort engagieren. Insbesondere in Asien schätzen Kundinnen und Kunden vermehrt auch die Möglichkeit, von verschiedenen Standorten aus und kombiniert bedient zu werden. Nach wie vor bieten jedoch nicht alle Finanzplätze ein hochstehendes Know-How und eine breite Palette an Dienstleistungen an. Dies trägt dazu bei, dass Privatkunden ihre Vermögen auch weiterhin grenzüberschreitend verwalten lassen. Die Verbesserung des grenzüberschreitenden Marktzugangs ist für die hiesigen Banken deshalb weiterhin von essenzieller Bedeutung. Aufgrund des deutlich höheren Wachstums der Vermögen insbesondere an den asiatischen Standorten ist der Vorsprung in den letzten Jahren jedoch zurückgegangen. Die Schweizer Banken sind sehr aktiv in Asien mit grenzüberschreitenden Dienstleistungen und bedienen diese Kunden vermehrt auch direkt vor Ort. Gemäss Prognose von BCG wird Hongkong die Schweiz im Jahr 2023 als grössten Standort für grenzüberschreitendes Wealth Management ablösen. Basis dafür sind substanzielle Vermögenszuflüsse aus China. Andere europäische Wealth-Management-Standorte wie Luxemburg, die Kanalinseln und das britische Festland dürften aus ähnlichen Gründen wie die Schweiz ebenfalls langsamer wachsen.
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Erträge werden steigen, Margen stabilisieren sich
Gemäss Schätzungen der BCG lagen die Erträge von ausländisch domizilierten Kundinnen/Kunden 2021 für die gesamte Branche brutto bei CHF 20,0 Mrd. Gegenüber 2016 hat sich das Volumen mit jährlich 1,1 Prozent erhöht, was gegenüber dem Vermögenszuwachs von 3,3 Prozent ein relativ geringes Wachstum darstellt. Die Margen haben sich damit reduziert. Der Indikator «Return on Assets» stellt dar, wie hoch die Bruttoerträge der Institute pro verwaltetem Franken liegen. Von 2016 bis 2021 hat sich dieser Wert für das grenzüberschreitende Geschäft von 92,8 Basispunkten auf 83,4 Basispunkte reduziert. Gemäss Prognose der BCG reduzieren sich die Margen bis 2026 auf 82,3 Basispunkte. Der Rückgang dürfte sich also verlangsamen. Insgesamt werden die Erträge bis 2026 gemäss der Prognose mit jährlich 2,2 Prozent jedoch stärker ansteigen als in den letzten Jahren.
Die Schweiz ist der am besten diversifizierte Wealth-Management Finanzplatz
Mit 41 Prozent der Vermögen ist Westeuropa für die Schweiz der bedeutendste Markt für grenzüberschreitendes Wealth Management, gefolgt vom Mittleren Osten, Lateinamerika und Asien mit ebenfalls bedeutenden Anteilen. Die geographische Nähe spielt in diesem Geschäft eine wichtige Rolle, wie die Konzentration der Vermögen in den weltweiten Finanzplätzen auf die jeweiligen naheliegenden Weltregionen zeigt. Im Vergleich zu anderen Finanzplätzen ist die Herkunft der hierzulande verwalteten Vermögen deutlich stärker diversifiziert. Insgesamt verzeichnet die Schweiz sechs Weltregionen mit einem Anteil über 5 Prozent der verwalteten Gelder. Keine Region hat einen Anteil von über 41 Prozent, während die Herkunft der Vermögen in anderen Finanzplätzen deutlich stärker konzentriert ist. Die hohe Diversifikation der Schweiz bringt verschiedene Vor- und Nachteile mit sich. So ist der Finanzplatz weniger stark von der wirtschaftlichen Entwicklung einzelner Weltregionen abhängig als andere Standorte. Die Grösse und weltweite Präsenz stärken das Image des Finanzplatzes und seines Versprechens, qualitativ herausragende Dienstleistungen für Kundinnen und Kunden aus der ganzen Welt anzubieten. Die Ausrichtung auf verschiedene Kundendomizile bringt es jedoch mit sich, dass Bestrebungen nach Marktzugang auf eine grosse Anzahl von Ländern ausgerichtet werden müssen. Zudem müssen die Institute die Compliance-Regeln der einzelnen Rechtsräume umsetzen, was mit Fixkosten pro Land verbunden ist. Aufgrund des grossen Volumens der pro Region verwalteten Vermögen dürfte der Schweizer Finanzplatz für die einzelnen Domizilländer jedoch über Grössenvorteile verfügen. Insgesamt bietet die hohe Diversifikation damit wesentliche Vorteile für den Geschäftserfolg der Banken in der Schweiz.
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Privates Finanzvermögen wächst stärker als Sachvermögen
Neben dem Finanzvermögen, das zu einem Grossteil von Banken verwaltet wird, verfügen Schweizerinnen und Schweizer auch über Sachvermögen in Form von Immobilien, Wertsachen und weiteren Gütern. Das finanzielle Vermögen lag 2021 bei einem Wert von CHF 3’182 Mrd. und überstieg damit das Sachvermögen mit einem Wert von CHF 2’600 Mrd. Gemäss Prognose von BCG wird das finanzielle Vermögen in Zukunft stärker steigen als das Sachvermögen und die Verbindlichkeiten. Mit einem prognostizierten Wachstum von nominal 2,6 Prozent pro Jahr dürften die Nettovermögen insgesamt stärker steigen als das Schweizer Bruttoinlandprodukt in den vergangenen zehn Jahren (nominal durchschnittlich 1,2 Prozent pro Jahr).