Retail Banking
Mit mehr als CHF 1’000 Mrd. an Hypothekarkrediten, rund 22 Mio. ausgestellten Debit- und Kreditkarten sowie monatlich mehr als 160 Mio. Kartenzahlungen und über 12 Mio. Bargeldbezügen ist das Retail Banking ein Massengeschäft mit entscheidender Bedeutung für die Schweizer Volkswirtschaft.
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Produkte und Dienstleistungen für die täglichen finanziellen Bedürfnisse von Privatpersonen
Das Retail Banking ist das bekannteste und am besten sichtbare Geschäftsfeld der Banken in der Schweiz. Darin bieten die Banken Produkte und Dienstleistungen für die täglichen finanziellen Bedürfnisse von Privatpersonen an. Mit ihren Filialen, Schaltern, Bancomaten und den Ansprechpersonen vor Ort ist das Geschäftsfeld sehr visibel. Gleichzeitig findet der Grossteil der Interaktionen von Kundinnen und Kunden jedoch auf digitalen Infrastrukturen statt. Dazu zählen E-Banking-Lösungen, Apps, Debit- und Kreditkarten, die telefonische Beratung, Vermittlungsplattformen und zahlreiche weitere Angebote. Veränderungen in den Kundenbedürfnissen und der vermehrte Einsatz digitaler Lösungen dürften die digitalen Interaktionen der Kundinnen/Kunden mit ihrer Bank auch in Zukunft weiter steigern. Mittlerweile treten Banken auch mit rein virtuellen Angeboten in den Markt ein – ohne jegliche physischen Kontaktmöglichkeiten. Damit lassen sich Effizienzgewinne und geringere Kosten für Kundinnen/Kunden realisieren. Gleichzeitig bleiben der persönliche Kontakt und die räumliche, sprachliche und kulturelle Nähe für viele Kundinnen/Kunden ein Bedürfnis, das die 239 Banken in der Schweiz mit ihren Filial- und Bancomat-Standorten landesweit abdecken können.
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Zahlungsverkehr: Der Blutkreislauf der Wirtschaft
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Eine moderne Wirtschaft ist auf eine effiziente Zahlungsinfrastruktur angewiesen. Banken in der Schweiz wickeln pro Monat über 100 Mio. inländische Kundenzahlungen mit einem Volumen von gegen CHF 1’000 Mrd. ab. Der Zahlungsverkehr ermöglicht das reibungslose Funktionieren der Schweizer Wirtschaft. Die hohen Volumina unterstreichen die enorme Bedeutung dieses Geschäfts. Im Gegensatz zu anderen, massgeschneiderten Bankdienstleistungen handelt es sich beim Zahlungsverkehr um ein Massengeschäft, das weitgehend maschinell abgewickelt wird. Während die Ausführung einer einzelnen Zahlung nicht besonders komplex ist, stecken die Herausforderungen des Zahlungsverkehrs in der Bewältigung der hohen Volumina, der Sicherstellung des ununterbrochenen Betriebs sowie in den regulatorischen Anforderungen wie z.B. der Bekämpfung von Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung sowie der Betrugsprävention. Die digitale Transformation des Retail Bankings zeigt sich eindrücklich an der Art des Zahlungsauftrags: Der Anteil der papierbasierten Zahlungen nimmt kontinuierlich ab. Gleichzeitig hat die Bedeutung von E-Banking entsprechend stark zugenommen. Neuere Entwicklungen wie QR-Rechnungen, die zunehmende Verbreitung von E-Rechnungen und Zahlungs-Apps mit einer Schnittstelle zum E-Banking sowie die künftige Einführung von Instant Payments im Swiss Interbank Clearing (SIX SIC) dürften diesen Trend zusätzlich verstärken. Dennoch bleibt Papier die bevorzugte Grundlage für Überweisungsaufträge zahlreicher Bankkundinnen/-kunden.
Kartengeschäft: Bargeld weiterhin beliebtes Zahlungsmittel
Zahlungen und Bargeldbezüge sind für die meisten Schweizerinnen und Schweizer die am häufigsten genutzte Bankdienstleistung. Deren Anzahl steigt seit 2010 jedes Jahr an. Pro Monat wickeln Banken in der Schweiz über 170 Mio. Kartenzahlungen und Bargeldbezüge mit einem Gesamtvolumen von über CHF 12 Mrd. ab. Bezahlkarten unterscheiden sich in Kreditkarten, bei denen die Herausgeberin / der Herausgeber gegenüber der Händlerin oder dem Händler für die Begleichung bürgt, Debitkarten, die an ein Bankkonto geknüpft sind, und E-Geld. Letzteres bezeichnet die elektronisch gespeicherten monetären Werte in Form einer Forderung gegenüber dem Emittenten für Zahlungsvorgänge. Darunter fallen vor allem Prepaid-Karten. Gemäss dem Swiss Payment Monitor8 hat das Bargeld die Debitkarten wieder als beliebtestes Zahlungsmittel abgelöst, nachdem die Bargeldnutzung während der Corona-Pandemie deutlich abnahm. Den Spitzenplatz belegt das Bargeld jedoch nur, wenn bei den Kartenzahlungen nach Zahlungsmittel anstatt nach Abrechnungsprodukt unterschieden wird. In der Erhebung des Swiss Payment Monitor vom November 2022 wurden 27,1 Prozent aller Zahlungen mit einer Debitkarte getätigt, gegenüber 29,3 Prozent in bar. Mobile Zahlungsmittel, die immer beliebter werden und meist ebenfalls eine Debit- oder Kreditkarte hinterlegt haben, werden gesondert aufgeführt. Würden Debitkarten-Transaktionen via mobile Bezahllösungen ebenfalls dazugerechnet, wäre Bargeld nicht mehr auf dem Spitzenplatz. In Bezug auf die Zahlungsvolumina haben Debitkarten das Bargeld bereits seit längerer Zeit überholt. Rund 26,1 Prozent des Volumens erfolgen via Debitkarten gegenüber 17,3 Prozent in bar. Die grösste Zahlungsvolumina weisen Kreditkarten auf, mit einem Anteil von 26,9 Prozent.
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Private Vorsorge
Neben der Staatlichen Vorsorge (1. Säule, AHV) und der Beruflichen Vorsorge (2. Säule, Pensionskasse) ergänzt die Private Vorsorge (3. Säule) das Schweizer Vorsorgesystem. Im Rahmen der sogenannten Selbstvorsorge können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der gebundenen Vorsorge (Säule 3a) sowie in der freien Vorsorge (Säule 3b) Sparbeträge akkumulieren, wobei die gebundene Vorsorge steuerlich begünstigt wird. Insgesamt umfasste das per 2021 angesparte Kapital in der Säule 3a CHF 142 Mrd. Etwas weniger als die Hälfte dieser Gelder (CHF 59 Mrd.) waren in Vorsorgekonti bei Banken angespart. Dazu kommen geschätzte CHF 32 Mrd. in Anlagefonds sowie CHF 51 Mrd. in Versicherungslösungen. Vom gesamten 3a-Kapital bei Banken entfällt damit ein Anteil von rund 34,9 Prozent auf Wertschriften. Beim gesamthaft in der Schweiz verwalteten Vermögen lag dieser Anteil 2021 bei 89,9 Prozent und damit deutlich höher. Der vergleichsweise tiefe Aktienanteil führt – gerade bei langfristigem Anlagehorizont – zu einer vergleichsweise geringen Rendite, reduziert jedoch mögliche Verluste auf dem angesparten Kapital.
Hypothekargeschäft: Grösster Aktivposten der Banken in der Schweiz
Die in- und ausländischen Hypothekarforderungen erreichten 2021 einen neuen Höchststand von CHF 1’134,9 Mrd. Sie bilden mit einem Anteil von rund 31,6 Prozent den bedeutendsten Aktivposten der Banken in der Schweiz.9 Der Grossteil der Hypothekarkredite wird für selbstgenutztes Wohneigentum privater Haushalte vergeben. Hypotheken sind damit ein Kerngeschäft des Retail Banking. Das Hypothekargeschäft wächst auch weiterhin. Haben Banken 2018 pro Quartal rund CHF 16 Mrd. an neuen Hypothekarkrediten vergeben, so stieg dieser Wert bis 2022 teilweise auf über CHF 20 Mrd. Neben steigenden Immobilienpreisen trägt dazu auch die anhaltend starke Nachfrage nach Wohneigentum bei. Bei den neuen Hypothekarkrediten liegt der Median der Belehnung seit 2018 rund 66 bis 68 Prozent des Immobilienwerts. Rund die Hälfte aller neuen Hypotheken wird an Privathaushalte zur eigenen Nutzung vergeben, der Rest teilt sich ungefähr zu je einem Drittel in vermietete Wohnimmobilien privater Haushalte, Unternehmen und übrige auf. Neben Banken treten zunehmend auch andere Anbieter im Hypothekargeschäft auf. Dazu zählen insbesondere Versicherungen und Pensionskassen, die anderen regulatorischen Vorgaben unterstehen als die Banken. Es handelt sich also um einen Wettbewerb, bei dem die Anbieter mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen agieren. Gemäss Moneypark weisen diese beiden Anbietergruppen mittlerweile einen Marktanteil von etwa 5 Prozent auf.10 Während das Engagement von Versicherungen im Hypothekarmarkt gemäss Moneypark regulatorisch limitiert sei, ist insbesondere bei Pensionskassen, die nicht der Bankenregulierung unterworfen sind, mit einem weiteren starken Wachstum zu rechnen.
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