Kapitalmarktprodukte
Der Geschäftsbereich «Kapitalmarktprodukte» umfasst ein breites Spektrum von Produkten und Dienstleistungen, die hauptsächlich auf andere Banken, öffentliche Körperschaften, institutionelle Anleger, Hedge Funds und weitere Finanzdienstleister ausgerichtet sind. Darin bieten Banken sogenanntes Brokerage und weitere Handelsdienstleistungen an. Sie treten nicht nur beratend auf, sondern bieten sich mit ihrer Bilanz manchmal auch als Gegenpartei an, etwa bei Absicherungsgeschäften. Dabei übernehmen Banken Risiken und werden dafür von Kundinnen und Kunden entschädigt. Einerseits erstellen Banken massgeschneiderte Dienstleistungen, etwa bei der Begleitung von Fusionen und Übernahmen. Andererseits erstellen sie standardisierte Kapitalmarktprodukte, die in anderen Bereichen der Bank eingesetzt werden, beispielsweise strukturierte Produkte.
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Schweizer Börse setzt rund CHF 100 Mrd. pro Monat um
Die Schweizer Börse SIX Exchange zählt mit einer gesamten Marktkapitalisierung von rund USD 2’000 Mrd. zu den 20 grössten Aktienbörsen der Welt.11 Allerdings ist die Marktkapitalisierung deutlich geringer als diejenige der grössten US-amerikanischen Börsen und auch die grössten asiatischen und europäischen Börsen liegen vor der Schweiz. Pro Monat werden an der SIX Exchange im langjährigen Durschschnitt Wertschriften mit einem Volumen von rund CHF 100 Mrd. umgesetzt. Der überwiegende Teil davon entfällt auf inländische Aktien. In geringerem Ausmass werden an der Schweizer Börse auch Obligationen, Anlageprodukte, strukturierte Produkte und Optionen gehandelt. Die Handelsaktivität ist dabei stark von aktuellen Entwicklungen abhängig. So überstiegen die Börsenumsätze rund um den «Frankenschock» im Januar 2015, beim Ausbruch der Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 oder der russischen Invasion in die Ukraine im Februar 2022 die üblichen Monatsumsätze jeweils deutlich. Banken bieten ihren Kundinnen und Kunden Zugang zum Kapitalmarkt und führen deren Börsenaufträge aus. Zusätzlich bieten sie auch spezifische Dienstleistungen an. Dazu zählt etwa Brokerage – d.h. die Finanzierung, Custody-Dienstleistungen und das Clearing von Transaktionen –, die Finanzierung von Börsengeschäften oder die Algorithmen-gestützte Umsetzung von Handelsstrategien.
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Derivate: Die Basis für Absicherungsgeschäfte
Derivate sind Finanzinstrumente, die auf einem Vertrag zwischen zwei oder mehr Parteien basieren und vom Preis eines Basiswerts abhängig sind. Sie unterscheiden sich in Fixgeschäfte, bei denen eine Verpflichtung für eine zukünftige Transaktion festgelegt wird, und Optionen, bei denen eine zukünftige Transaktion ausgeführt werden kann, aber nicht muss. Mit Derivaten können beispielsweise zukünftige Preisschwankungen eines Basiswerts abgesichert werden. Dabei zahlt diejenige Partei, die sich absichern will, eine Prämie an die andere Partei, der sie das Risiko abtritt. Die Höhe der Prämie ist von den Erwartungen über die künftigen Preisentwicklungen des Basiswerts abhängig. Oft bieten sich Banken ihren Kundinnen und Kunden als Gegenpartei für ein solches Geschäft an. Sie können das Derivat über die Börse jedoch an andere Parteien abtreten, die dann die Rechte und Pflichten aus dem Vertrag übernehmen. Die beteiligten Vertragsparteien profitieren so von den Preismechanismen des Markts und der Liquidität der entsprechenden Märkte. Derivate werden beispielsweise bei der Vergabe von Fixhypotheken eingesetzt, um die künftige Zinsentwicklung abzusichern. Ein anderes Beispiel ist das Währungsrisikomanagement von Exportunternehmen. Derivate sind zwar nicht landläufig bekannt. Sie bilden jedoch eine wichtige Grundlage für weit verbreitete Bankprodukte. Ende 2021 waren bei Banken in der Schweiz Derivate mit einem kumulierten Kontraktvolumen von CHF 25’613 Mrd. platziert. Der Grossteil der Kontrakte hat Zinsinstrumente als Basiswert, gefolgt von Devisen. Das Kontraktvolumen von Derivaten hat seit Beginn der Finanzkrise stark abgenommen und sich auf deutlich tieferem Niveau stabilisiert.
Strukturierte Produkte können sämtliche Markterwartungen abbilden
Strukturierte Produkte bezeichnen üblicherweise die Kombination einer klassischen Anlage (etwa einer Obligation oder Aktie) mit einem Derivat. Sie kommen zum Einsatz, wenn Anlegerinnen und Anleger ihre Markterwartungen gebündelt in einem Produkt abbilden möchten. Beispielsweise kann ein strukturiertes Produkt das eingesetzte Kapital absichern, einen Hebeleffekt auf die Kursentwicklung des darunterliegenden Titels bieten oder Renditen optimieren. Durch den Einbezug dieser Instrumente können komplexere Handelsstrategien auch von kleineren Anlegern abgebildet werden. Strukturierte Produkte werden von der Swiss Structured Products Association (SSPA) in fünf Hauptkategorien unterteilt. Diese teilen sich in der Swiss Derivative Map in weitere Unterkategorien.12 Laut SSPA stehen in der Schweiz insgesamt über 60’000 strukturierte Produkte zur Auswahl. Strukturierte Produkte werden entweder über die Börse oder «Over-the-Counter», bzw. ausserbörslich gehandelt. Ausserbörslich gehandelte Geschäfte werden individuell zwischen zwei Marktteilnehmern vereinbart und abgewickelt. Laut dem SSPA Wertschöpfungs-Report, der gelistete als auch nicht börsenkotierte Produkte berücksichtigt, die in der Schweiz kreiert und weltweit abgesetzt werden, erzielte die Branche 2022 einen Jahresumsatz von CHF 221 Mrd.13
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