Geschäftserfolg
Die Banken in der Schweiz entwickelten sich im Jahr 2022 insgesamt solide. Im Vergleich zum Vorjahr ist der aggregierte Geschäftserfolg der Banken in der Schweiz im Jahr 2022 um rund 0,9 Prozent leicht zurückgegangen. Unter dem Strich resultiert ein Jahresgewinn von CHF 6,5 Mrd.
Mit einer Abnahme von 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr summiert sich der Geschäftserfolg aller Banken in der Schweiz im Jahr 2022 auf CHF 70,3 Mrd. Der Rückgang ist auf die starke Abnahme des Geschäftserfolgs bei den Grossbanken34 (–5,2%) und den Börsenbanken (–5,6%) zurückzuführen. Je nach Geschäftsbereich verzeichnet der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft (–8,4%) sowie der übrige ordentliche Erfolg (–3,7%) einen Rückgang. Demgegenüber haben sowohl der Erfolg aus dem Handelsgeschäft (+17,8%) sowie aus dem Zinsgeschäft (+2,8%) zugenommen. Letzterer nahm deutlich stärker zu als in den Vorjahren, was auf die Zinswende im Jahr 2022 zurückgeführt werden kann. Der Anteil der Grossbanken am Geschäftserfolg ist mit einer Abnahme von 2,2 Prozentpunkten rückläufig. Am deutlichsten zugenommen haben die Anteile der Kantonal- und Auslandbanken.
ENTWICKLUNGEN IM JAHR 2023
Durchzogenes wirtschaftliches Umfeld prägt erstes Halbjahr 2023
Entwicklungen im Jahr 2022
Geschäftserfolg nach Geschäftsbereichen
Der aggregierte Geschäftserfolg setzt sich aus den Erfolgen aus dem Zinsgeschäft, Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft, Handelsgeschäft sowie dem übrigen ordentlichen Erfolg zusammen. Die Abnahme des aggregierten Geschäftserfolgs um 0,9 Prozent im Jahr 2022 war sowohl durch eine Abnahme des Erfolgs aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft sowie einer Zunahme des Erfolgs aus dem Zinsgeschäft und dem Handelsgeschäft gekennzeichnet.
Nachdem im Vorjahr der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft den grössten Anteil zum Geschäftserfolg beitrug, war im Jahr 2022 der Erfolg aus dem Zinsgeschäft erneut die bedeutendste Erfolgsposition. Mit einem Anstieg von CHF 23,8 Mrd. auf CHF 24,5 Mrd. (+2,8%) macht er nun 34,9 Prozent des Gesamterfolgs aus. Diese Zunahme ist vor allem auf die Zinswende der Schweizerischen Nationalbank (SNB) im Jahr 2022 zurückzuführen. Hinter der Zunahme des Zinserfolgs liegt eine starke Zunahme des Zinsertrags um CHF 13,5 Mrd. und eine etwas geringere Zunahme des Zinsaufwandes um CHF 12,8 Mrd. Der hohe Zinsaufwand resultiert aus einer teureren Refinanzierung der Banken. Die Verzinsung der Sichtguthaben von Banken und anderen Finanzmarktteilnehmenden führte 2022 vor der Aufhebung des Negativzinses zu Erträgen von CHF 0,6 Mrd. für die SNB und danach zu einem Aufwand von CHF 0,8 Mrd.35 Im Vorjahr betrugen die Erträge unter dem damaligen Negativzinsregime noch CHF 1,3 Mrd.36 Gleichzeitig kam es zu einer Abnahme des Erfolgs aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft (–8,4%), der hauptsächlich auf rückläufige Kommissionserträge aus dem Wertpapier- und Anlagegeschäft zurückzuführen ist. Grund für den Rückgang dürfte die negative Marktentwicklung im Jahr 2022 sein. Der Swiss Market Index (SMI) verzeichnete 2022 einen Rückgang von rund 17 Prozent. Nachdem es im Jahr 2021 zu einer starken Abnahme beim Erfolg im Handelsgeschäft kam, ist im Jahr 2022 eine gegenteilige Entwicklung zu beobachten. Der Erfolg im Handelsgeschäft ist auf CHF 9 Mrd. angestiegen. Dies entspricht einer Zunahme von 17,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr, womit der Erfolg wieder über dem Niveau der Jahre vor 2020 liegt. Ein Grund für diese Zunahme ist die erhöhte Volatilität der Märkte im Verlauf des Jahres 2022. Stark sinkende Wertpapierkurse sind in der Regel mit einer erhöhten Handelsaktivität der Banken auf eigene Rechnung verbunden.
Abbildung 7
Geschäftserfolg nach Bankengruppen
Abbildung 8
Der Geschäftserfolg der Börsenbanken war im Jahr 2022 zum ersten Mal in den letzten zehn Jahren rückläufig. Zudem verzeichneten die Grossbanken einen Rückgang ihres Anteils am Geschäftserfolg. Demgegenüber konnten insbesondere die Kantonal- und Auslandbanken ihre Erfolgsanteile steigern.
Im Vergleich zum Vorjahr verzeichneten vor allem die Bankengruppen der Kantonalbanken und Auslandbanken zunehmende Anteile am Geschäftserfolg. Beispielsweise konnten die Kantonalbanken ihren Anteil am Geschäftserfolg um 0,7 Prozentpunkte auf 13,7 Prozent erhöhen. Dies entspricht einer Zunahme des Geschäftserfolgs um CHF 391 Mio. Auch die Auslandbanken konnten ihren Anteil ausbauen und befinden sich nach einem langjährigen Abwärtstrend wieder auf dem Niveau des Jahres 2017. Die Auslandbanken wiesen 2022 einen Erfolgsanteil von 11,6 Prozent auf. Dies entspricht einem Plus von 1,7 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Die Auslandbanken konnten ihren Geschäftserfolg aber auch in absoluten Zahlen markant um 16,2 Prozent auf CHF 8’120,3 Mio. steigern. Die Auslandbanken hielten den Rückgang im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft relativ gering und steigerten den Erfolg in den drei anderen Bereichen deutlich, insbesondere auf Grund eines stark gestiegenen Beteiligungsertrags. Bei den Grossbanken und den Börsenbanken kam es zu einer Abnahme der Anteile am Geschäftserfolg. Bei den Börsenbanken macht der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft rund 60 Prozent des Geschäftserfolges aus, entsprechend stärker waren sie vom Rückgang der Wertpapierkurse im Jahr 2022 betroffen. Die Grossbanken (nicht abgebildet) verzeichneten mit CHF 1’885,4 Mio. den grössten absoluten Rückgang des Geschäftserfolgs in den letzten zehn Jahren. Als einzige Bankengruppe weisen sie einen Rückgang des Erfolgs aus dem Zinsgeschäft (–13,1%) auf. Auch der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft ist bei den Grossbanken überproportional zurückgegangen. Insgesamt resultierte dies in einem Rückgang des Anteils der Grossbanken am gesamten Geschäftserfolg von 51,4 Prozent auf 49,2 Prozent. Im langjährigen Vergleich stieg der Anteil der Börsenbanken am Gesamterfolg zwischen 2012 und 2021 kontinuierlich an. Im Jahr 2022 reduzierte sich der Anteil erstmals von 12,9 Prozent auf 12,3 Prozent. Der Anteil der Kantonalbanken blieb in den letzten zehn Jahren weitgehend stabil. Die Anteile der Privatbankiers und der Auslandbanken waren im selben Zeitraum von 3,6 Prozent auf 0,4 Prozent und von 18,4 Prozent auf 11,6 Prozent rückläufig. Der Rückgang bei den Auslandbanken ist zum einen auf die Veränderung der Rahmenbedingungen nach der Finanzkrise zurückzuführen, in deren Nachgang zahlreiche Niederlassungen in der Schweiz geschlossen wurden. Zum anderen haben einige Banken in den vergangenen Jahren im Rahmen von Umstrukturierungen ihre internationalen Aktivitäten auf ausgewählte Geschäftsbereiche reduziert, was teilweise zu konzerninternen Verlagerungen oder Verkäufen von Geschäftsbereichen führte. Seit 2021 ist bei den Auslandbanken jedoch wieder eine Zunahme des Anteils am Geschäftserfolg zu beobachten.
Jahresgewinn und Steuern
Der Bruttogewinn verringerte sich gegenüber dem Vorjahr um 5,1 Prozent. Nach Wertberichtigungen und Steuern resultierte für die Banken in der Schweiz ein Jahresgewinn von CHF 6,5 Mrd.
Aus dem leichten Rückgang des aggregierten Geschäftserfolgs um 0,9 Prozent resultierte 2022 ein Bruttogewinn von CHF 26,8 Mrd., der um CHF 1,4 Mrd. (–5,1%) unter dem Vorjahreswert liegt. Der Geschäftsaufwand, bestehend aus dem Personalaufwand und dem Sachaufwand, erhöhte sich um 1,9 Prozent. Der Anstieg des Personalaufwandes spiegelte die Zunahme des Personalbestands der Banken wider. Nach Abzug von Abschreibungen, Wertberichtigungen sowie Rückstellungen vom Bruttogewinn verbleibt den Banken in der Schweiz ein Geschäftserfolg von CHF 8,4 Mrd. (–7,0%). Der tiefere Geschäftserfolg ist vor allem auf die erneut hohen Abschreibungen und Rückstellungen bei den Grossbanken bzw. der Credit Suisse zurückzuführen. Die Banken zahlten 2022 mit CHF 2,1 Mrd. weniger Steuern als noch im Vorjahr (CHF 2,6 Mrd.). Der resultierende Jahresgewinn (Periodenerfolg) von CHF 6,5 Mrd. ist im Vergleich zum Vorjahr (CHF 7,8 Mrd.) um 16,3 Prozent tiefer.
Abbildung 9
Herleitung Periodenerfolg der Banken in der Schweiz per Ende 2022
In CHF Mrd.
Grafik: Schweizerische Bankiervereinigung . Quelle: Schweizerische Nationalbank . Erstellt mit Datawrapper
Durchzogenes wirtschaftliches Umfeld prägt erstes Halbjahr 2023
Das wirtschaftliche Umfeld bleibt für die Banken auch 2023 herausfordernd. Der Swiss Banking Outlook erwartet ein unterdurchschnittliches Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,9 Prozent. Die Inflation war in der ersten Hälfte 2023 zwar rückläufig, bleibt aber hoch. Die SNB hat ihren Leitzins sukzessive auf 1,75 Prozent erhöht.
Die wirtschaftliche Entwicklung ist im ersten Halbjahr 2023 aufgrund der steigenden Zinsen, der weiterhin hohen Inflation und des Kriegs in der Ukraine weltweit verhalten. Das Wirtschaftswachstum in den Industrieländern verlangsamt sich, was sich in einer moderaten Wachstumserwartung von 1,3 Prozent für 2023 widerspiegelt.37 Für die Schweiz prognostiziert der Swiss Banking Outlook ein unterdurchschnittliches BIP-Wachstum von 0,9 Prozent. Angesichts hartnäckig hoher Inflation hat die SNB den Leitzins weiter erhöht: Per Juli 2023 lag er bei 1,75 Prozent.38 Die Firmenkonkurse erreichten in der Schweiz im März 2023 den höchsten Stand seit 20 Jahren. Zudem nahmen die Firmenneugründungen deutlich ab.39 Diese Entwicklung ist unter anderem auf die gestiegenen Finanzierungskosten für Unternehmen und das Auslaufen der COVID-19-Stützungsmassnahmen zurückzuführen. Entsprechend dürfte die Anzahl der Konkurse auch im zweiten Halbjahr 2023 hoch bleiben. Von den durch Schweizer Banken gewährten COVID-19-Krediten in der Höhe von rund CHF 17 Mrd. wurden bislang rund CHF 7,5 Mrd. vollständig zurückgezahlt.40 Das Wachstum der Immobilienpreise hat sich im ersten Halbjahr 2023 im Zuge der gestiegenen Zinsen verlangsamt.41 Dies deckt sich mit der Prognose im Swiss Banking Outlook, der für 2023 ein unterdurchschnittliches Wachstum bei den Hypothekarkrediten erwartet. Sowohl der Euro wie auch der US-Dollar verloren im ersten Halbjahr 2023 gegenüber dem Schweizer Franken weiter an Wert. Der Euro kostete im Juli 2023 CHF 0,95, während der Preis für einen US-Dollar bei CHF 0,86 lag.
Nach den Kursverlusten der Börse im Jahr 2022 legte der Swiss Market Index (SMI) im ersten Halbjahr 2023 wieder deutlich zu, konnte die Vorjahresverluste aber dennoch nur teilweise wettmachen. Per Ende Juli stand der SMI mit rund 11’300 Punkten gegenüber dem Jahresendstand 2022 um 5,4 Prozent höher. Der Swiss Banking Outlook ist für die weitere Entwicklung des SMI optimistisch. Er geht für 2023 insgesamt von einer Zunahme von 8,8 Prozent aus. Auch die ausländischen Börsen entwickelten sich in den ersten Monaten 2023 positiv, so legte beispielsweise der breit gefächerte US-Index S&P 500 bis Juli rund 20 Prozent zu. Diese Entwicklung ist massgeblich auf sehr erfolgreiche Technologietitel zurückzuführen, da die Mehrheit der anderen Titel im Index kaum Kursgewinne verzeichnen konnte. Der weiter erstarkende Franken hat die Kursgewinne ausländischer Titel jedoch zum Teil aufgehoben. Trotz des herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds erwartet der Swiss Banking Outlook für 2023 einen höheren Geschäftserfolg der Banken in der Schweiz als im Jahr 2022. Die Finanzmarktexpertinnen und -experten sehen dabei das Zinsgeschäft als Haupttreiber, das den Banken als Folge der Zinswende wieder höhere Margen verspricht. Für das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft und das Handelsgeschäft sind die Aussichten hingegen nicht eindeutig. Auf der einen Seite wirken die positiven Entwicklungen an den Aktienmärkten erfolgssteigernd, die Unsicherheiten über die wirtschaftlichen Entwicklungen dämpfen jedoch die Erfolgsaussichten. Letztere werden zusammen mit den gestiegenen Zinsen auch für eine erwartete Abflachung des Hypothekarkreditwachstums im weiteren Jahresverlauf verantwortlich gemacht.
34 Gemäss SNB besteht die Kategorie Grossbanken aus den nachfolgenden vier Einheiten: Credit Suisse (Schweiz) AG, Credit Suisse AG, UBS AG, UBS Switzerland AG. 35 SNB (2023). Geschäftsbericht 2022. 36 SNB (2022). Geschäftsbericht 2021. 37 IMF (2023). World Economic Outlook. 38 SNB (2023). Geldpolitische Lagebeurteilung vom 22. Juni 2023. 39 KOF (2023). Deutlicher Anstieg der Firmenkonkurse. 40 covid19.easygov.swiss, zuletzt abgerufen am 19. Juli 2023. 41 SNB (2023). Financial Stability Report.