Die Geschäftsbereiche des Schweizer Banking
Die Banken in der Schweiz bieten umfassende Produkte und Dienstleistungen für die Bedürfnisse von Privatkundinnen und Privatkunden, Unternehmen, institutionellen Anlegern und öffentlichen Körperschaften an. Die Angebote können in fünf generelle Geschäftsbereiche aufgeteilt werden. Dabei nehmen Banken gegenüber den Kunden unterschiedliche Rollen ein. Je nach den Kundenbedürfnissen setzen sie ihre Bilanz ein, ihre Infrastruktur oder ihren Zugang zu Finanzmärkten. Zusätzlich wirken Banken in allen Geschäftsbereichen als Beraterinnen und Informationsvermittlerinnen. Die Vielfalt der Bankprodukte ist Ausdruck der bedeutenden Rolle, die Banken für ihre Kundinnen und Kunden sowie die Schweizer Volkswirtschaft einnehmen.
Gesamtsicht der verwalteten Vermögen und Anlagen
Ein Teil der hierzulande gebuchten Vermögen wird mittels Anlage-Lösungen (Kollektive Anlagevehikel und Mandatslösungen) mit Produktionsort Schweiz verwaltet. Das breit definierte Investment Management in der Schweiz ist für die Bewirtschaftung von insgesamt CHF 5 Bio. verantwortlich. Der Betrag teilt sich zu CHF 3,3 Bio. auf das Asset Management auf, wozu Kollektivanlagen und Verwaltungsmandate von institutionellen Kunden zählen. Dazu kommen CHF 1,7 Bio. in Verwaltungs- und Beratungsmandaten von nicht-institutionellen Kunden – hauptsächlich Privatkundinnen/Privatkunden – sowie Beratungsmandate von institutionellen Kunden.
Abbildung 2
Segmentierung der verwalteten Vermögen nach wirtschaftlich Berechtigten 2021
Hinweise: Grössenverhältnisse indikativ, Abweichungen aus Rundungsdifferenzen. Insgesamt summieren sich die Vermögenswerte bei Schweizer Banken per Ende 2021 gemäss Schweizerischer Nationalbank auf CHF 8,8 Bio. Die Zuteilung zu Kundensegmenten basiert auf Zahlen der Boston Consulting Group. 1 Unternehmenskunden beziehen primär Bankdienstleistungen, die die Tätigkeit des Unternehmens unterstützen. Institutionelle Anleger (z.B. Pensionskassen) beschäftigen sich mit der Vermögensanlage und beziehen hauptsächlich Anlage-Dienstleistungen.
Quelle: Schweizerische Nationalbank, Boston Consulting Group, Institut für Finanzdienstleistungen Zug, Asset Management Association Switzerland, Schweizerische Bankiervereinigung
Abbildung 3
Investment Management auf dem Werkplatz Schweiz 2021
Hinweis: Grössenverhältnisse indikativ
Quelle: Schweizerische Nationalbank, Boston Consulting Group, Institut für Finanzdienstleistungen Zug, Asset Management Association Switzerland, Schweizerische Bankiervereinigung
Abbildung 4
Der Schweizer Finanzplatz ist eng vernetzt 2021
Hinweis: Grössenverhältnisse indikativ.
Quelle: Schweizerische Nationalbank, Boston Consulting Group, Institut für Finanzdienstleistungen Zug, Asset Management Association Switzerland, Schweizerische Bankiervereinigung
Synergien zwischen Geschäftsfeldern
In der Zusammenstellung ergibt sich das Bild eines eng verknüpften Finanzplatzes. Die verschiedenen Kundensegmente profitieren stark von der geballten Expertise des Investment Management. Gleichzeitig ergibt sich aus den Vermögensbeständen von Privatkundinnen/Privatkunden eine grosse Nachfrage nach Anlage-Know-how. In der Summe resultieren Synergien und Vorteile für beide Investorengruppen. Für Unternehmen bietet der Schweizer Finanzplatz eine breite Palette an Finanzierungsmöglichkeiten, spezifischen Transaktionsdienstleistungen und den Zugang zum Kapitalmarkt. Eine wichtige Rolle für den Wissensaustausch und das gegenseitige Verständnis der Marktteilnehmer spielt auch der Arbeitsmarkt, auf dem Expertinnen und Experten zwischen den verschiedenen Funktionen wechseln können. Aktuell zeigt sich dies etwa beim Thema Sustainable Finance, das ursprünglich vor allem von institutionellen Anlegern nachgefragt wurde, nun aber auch bei Privatkundinnen und Privatkunden weite Verbreitung findet. Zusätzlich zu den auf Geschäftsbanken gebuchten Vermögenswerten hält die Schweizerische Nationalbank (SNB) Devisenanlagen im Umfang von CHF 966 Mrd. in Fremdwährungen und ausländischen Wertschriften. Diese sind jedoch nicht auf Geschäftsbanken, sondern bei ausländischen Zentralbanken sowie bei der BIZ verbucht. Daher erscheint das Vermögen der SNB nicht in den Statistiken zu den Banken in der Schweiz und wird in dieser Publikation nicht betrachtet. Die Expertise der SNB im Investment Management trägt jedoch zusätzlich zum Anlage-Know-how in der Schweiz bei.
Gesamtsicht der Kreditvergabe in der Schweiz
Neben der Vermögensverwaltung ist das Kreditgeschäft ein zentraler Pfeiler des Bankgeschäfts. Banken in der Schweiz haben Ende 2021 CHF 1’514,2 Mrd. an Krediten an in- und ausländisch domizilierte Kunden vergeben. Davon entfallen CHF 1’303,7 Mrd. auf das Inland und CHF 210,4 Mrd. auf das Ausland. Im Inlandsgeschäft dominieren die Hypothekarkredite mit einem Anteil von rund 85 Prozent am gesamten Kreditvolumen. Über 46 Prozent des Hypothekarvolumens entfällt auf Objekte mit Standort in den vier Kantonen Zürich, Bern, Aargau und Waadt. Die übrigen Kredite bestehen einerseits aus ungedeckten Krediten, die vor allem von Kundinnen und Kunden aus der Finanz- und Versicherungsbranche sowie von öffentlichen Körperschaften bezogen werden. Die gedeckten Kredite entfallen dagegen hauptsächlich auf private Haushalte sowie die Finanz- und Versicherungsbranche.
Abbildung 5
Kreditgeschäft
Hinweis: Kreditvolumina, proportionale Verteilung 2021
Quelle: Schweizerische Nationalbank
Gesamtsicht Kapitalmarkt Schweiz
Abbildung 6
Der Kapitalmarkt ist die wichtigste Finanzierungsquelle für grössere Schweizer Unternehmen sowie Bund und Kantone. Diese können Eigen- und Fremdkapital zu sehr günstigen Konditionen aufnehmen, sind im Gegenzug jedoch verpflichtet, ihre Geschäftslage und weitere kursrelevante Informationen offenzulegen. Auf der anderen Seite bietet der Kapitalmarkt Anlegerinnen und Anlegern, bzw. Kapitalanbieterinnen und Kapitalanbietern, ein sehr grosses Spektrum an Anlageoptionen; von Aktien und Obligationen über Anlagefonds, Indexfonds bis hin zu Derivaten und strukturierten Produkten. Banken bieten sowohl der Angebots- wie auch Nachfrageseite Dienstleistungen und Beratung für den Zugang zum Kapitalmarkt an. Zusätzlich treten Banken auch selbst am Kapitalmarkt auf, indem sie spezifische Finanzinstrumente bereitstellen oder beispielsweise bei Absicherungsgeschäften im Auftrag von Kundinnen und Kunden eine Gegenposition einnehmen. An der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange werden Wertpapiere mit einem Volumen von rund CHF 2’000 Mrd. gehandelt. Die Marktkapitalisierung des breit gefassten Aktienindex Swiss Performance Index (SPI) betrug im April 2023 CHF 1’554,7 Mrd. Dazu kommen Anleihen im Swiss Bond Index (SBI AAA-BBB) mit einem Volumen von CHF 481,2 Mrd. Ausserdem werden an der Schweizer Börse auch weitere Finanzinstrumente gehandelt. Dazu zählen Anlagefonds, Strukturierte Produkte, Derivate und weitere Finanzinstrumente. Die Veränderungen der Marktkapitalisierung gehen einerseits auf Kursschwankungen zurück. Insbesondere bei Anleihen tragen zusätzlich auch Neuemissionen und der Ablauf von Anleihen dazu bei.
1 Seit 2001 publiziert BCG jährlich den Global Wealth Report. Die Studie zielt darauf ab, die Grösse der globalen privaten finanziellen Vermögen zu ermitteln und Prognosen für deren zukünftige Entwicklung abzugeben. Ergänzend werden Implikationen und Trends für Vermögensverwalter dargelegt. Die Studie stützt sich auf öffentliche Datenquellen, BCG-Modelle und Experten, wie auch auf eine Befragung von Vermögensverwaltern. BCG stellt der SBVg für das Bankenbarometer freundlicherweise detaillierte Daten zur Verfügung. Der gesamte Global Wealth Report 2022 ist unter https://www.bcg.com/publications/2022/standing-still-not-an-option verfügbar.