Bankenbarometer 2022

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Geschäftserfolg

Gegenüber dem Vorjahr nahm der aggregierte Geschäftserfolg der Banken in der Schweiz im Jahr 2021 um rund 1,4 Prozent zu. Der aggre­gierte Jahresgewinn lag 2021 unter dem Vorjahreswert.

Mit einem Anstieg von 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr summierte sich der Geschäftserfolg aller Banken in der Schweiz im Jahr 2021 auf CHF 70,9 Mrd. Dieser leichte Anstieg ist auf eine Zu­nahme der Erfolge aus dem Kommis­sions- und Dienst­leistungsgeschäft (+10,9%) sowie des übrigen ordentlichen Erfolgs (+12,1%) zurück­zu­führen. Ein Rückgang des Erfolgs aus dem Handels­geschäft von CHF 3,2 Mrd. (–29,4%) hemmte jedoch diesen Anstieg. Auf­grund des im Jahr 2021 anhaltenden Niedrigzinsumfelds verzeichnete der Erfolg aus dem Zinsgeschäft lediglich eine leichte Zunahme von 0,8 Prozent und kam auf den gleichen Wert wie bereits 2019 zu liegen (CHF 23,8 Mrd.). Während der Anteil der Grossbanken am Geschäftserfolg das erste Mal seit 2017 leicht abgenommen hat, sind die Anteile der anderen Banken­­gruppen relativ stabil geblieben.

ENTWICKLUNGEN IM JAHR 2022

Grosse Unsicherheiten prägen das erste Halbjahr 2022

Entwicklungen im Jahr 2021

Geschäftserfolg nach Geschäftsbereichen

Der aggregierte Geschäftserfolg setzt sich aus den Erfolgen aus dem Zins­geschäft, Kommissions- und Dienst­leistungsgeschäft, Handels­geschäft sowie dem übrigen ordentlichen Erfolg zusammen. Die Zunahme des Geschäftserfolgs um 1,4 Prozent im Jahr 2021 war sowohl durch eine Zunahme des Erfolgs aus dem Kommissions- und Dienstleistungs­geschäft sowie einer Abnahme des Erfolgs aus dem Handels­geschäft gekennzeichnet.

Erstmals seit 2015 trug der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienst­leistungs­geschäft mit 36 Prozent den grössten Teil zum Geschäftserfolg bei. Dies aufgrund eines Anstiegs von CHF 23 Mrd. auf CHF 25,5 Mrd. (+10,9%). Diese Zunahme ist vor allem auf die Kommissions­erträge aus dem Wertschriften- und Anlagen­geschäft zurück­zuführen, die 2021 um rund CHF 2 Mrd. (+8,9%) höher lagen als im Vorjahr. Diese Zunahme ist auf den starken Anstieg der Wert­papierkurse im Jahr 2021 zurückzuführen. Obwohl der Erfolg aus dem Zinsgeschäft um CHF 0,2 Mrd. (+0,8%) leicht zulegen konnte, verlor das Zinsgeschäft mit einem Anteil von 33,6 Prozent den Status als bedeutendste Erfolgsposition. Hinter der leichten Zunahme des Zinserfolgs lag eine starke Ab­­­nahme des Zinsaufwandes um CHF 4,8 Mrd. (–34%) und eine etwas schwächere Abnahme des Zins­ertrags um CHF 4,5 Mrd. (–12%). Der geringere Zins­aufwand resultiert aus einer günstigeren Refinanzierung der Banken und tieferen Ausgaben für Negativ­zinsen auf Giro­bestände bei der SNB. Die Erträge der SNB aus den Negativzinsen sind im Vergleich zum Vorjahr erneut um rund CHF 121 Mio. auf CHF 1,3 Mrd.22 gesunken, wobei ein Grossteil davon weiterhin von den Banken geleistet wird. Nachdem es im Jahr 2020 zu einer starken Zunahme beim Erfolg im Handels­geschäft kam, ist im Jahr 2021 eine gegenteilige Entwicklung zu beobachten. Der Erfolg im Handelsgeschäft ist wieder deutlich unter CHF 10 Mrd. gefallen. Dies entspricht einer Abnahme von knapp 30 Prozent gegen­über dem Vorjahr und einer Norma­lisierung auf dem Niveau der Jahre vor 2020. Ein Grund für diese Normalisierung ist die sinkende Volatilität der Märkte im Verlauf des Jahres 2021, insbesondere gegenüber 2020. Diese ist in der Regel mit einer niedrigeren Handels­­aktivität der Banken verbunden.

Abbildung 9

Geschäftserfolg nach Bankengruppen

Abbildung 10

Die Grossbanken waren stärker durch das rückläufige Handels­geschäft betroffen und wiesen eine leichte Abnahme des Anteils am Geschäfts­erfolg auf. Die Erfolgs­anteile der restlichen Banken­gruppen blieben relativ stabil.

Im Vergleich zum Vorjahr verzeichneten alle Bankengruppen mit Aus­nahme der Grossbanken zunehmende oder stabile Anteile am Geschäfts­erfolg. Beispielsweise konnten die Kantonal­banken ihren Anteil am Geschäftserfolg um 0,4 Prozentpunkte auf 13,1 Prozent erhöhen. Dies entspricht einer Zunahme des Geschäftserfolgs um CHF 366,5 Mio. Auch die Auslandbanken konnten ihren Anteil ausbauen und somit den Abwärts­trend der vergangenen zehn Jahre stoppen. Die Auslandbanken wiesen 2021 einen Erfolgsanteil von 9,9 Prozent auf. Dies entspricht einem Geschäftserfolg von CHF 6’992,7 Mio. Die Grossbanken (nicht abgebildet) verzeichneten als einzige Bankengruppe einen um CHF 640 Mio. tieferen Geschäftserfolg. Dies resultierte in einem Rückgang des Anteils der Gross­banken am gesamten Geschäftserfolg von 53,1 Prozent auf 51,4 Prozent. Diese Abnahme ist vor allem auf das im Jahr 2021 rückläufige Handels­geschäft zurückzuführen, das bei den Grossbanken im Vergleich zu den anderen Banken­gruppen eine bedeutendere Erfolgskomponente ist. Seit dem Jahr 2011 stieg der Anteil der Börsenbanken am Gesamterfolg von 8,7 Prozent auf 12,9 Prozent an. Auch die Grossbanken konnten ihren Anteil am Gesamterfolg in diesem Zeitraum von 46,5 Prozent auf 51,4 Prozent ausbauen (nicht abgebildet). Die Anteile der Privatbankiers und Auslandbanken sanken im selben Zeitraum von 4,1 Prozent auf 0,5 Prozent und von 17,5 Prozent auf 9,9 Prozent. Der Rückgang bei den Auslandbanken ist zum einen auf die Veränderung der Rahmen­bedin­gungen nach der Finanzkrise zurück­zuführen, in deren Nachgang zahlreiche Niederlassungen in der Schweiz ge­schlossen worden sind. Zum anderen haben einige Banken in den vergangenen Jahren im Rahmen von Umstruktu­­­­rierungen ihre internationalen Aktivitäten auf ausge­wählte Geschäftsbereiche reduziert, was teilweise zu einer Verlagerung innerhalb des Konzerns oder zum Verkauf von Geschäftsbereichen führte.

Jahresgewinn und Steuern

Aufgrund des leichten Anstiegs des aggregierten Geschäfts­erfolgs und eines stabilen Geschäfts­aufwands nahm der Brutto­gewinn 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 3,1 Prozent zu. Nach Wert­berich­tigungen und Steuern resultierte für die Banken in der Schweiz ein Jahres­gewinn von rund CHF 7,8 Mrd.

Der Geschäftsaufwand, der sich aus dem Personalaufwand und dem Sachaufwand zusammen­setzt, blieb im Vergleich zum Vorjahr stabil (+0,3%), während der aggregierte Geschäftserfolg leicht zunahm (+1,4%). Der Bruttogewinn lag entsprechend über dem Vorjahreswert (+CHF 0,8 Mrd.). Nach Abzug von Abschrei­bungen, Wertberichtigungen sowie Rückstellungen vom Bruttogewinn ver­bleibt den Schweizer Banken ein Geschäfts­­­erfolg von CHF 9 Mrd. (–37,8%). Dieser deutlich tiefere Geschäftserfolg wurde hauptsächlich durch die starke Zunahme der Abschreibungen und Rückstellungen bei den Grossbanken im Zusammen­hang mit dem US-Hedgefonds Archegos Capital Management und dem Finanzdienstleister Greensill Capital getrieben. Der resultierende Jahres­gewinn (Periodenerfolg) von CHF 7,8 Mrd. ist im Vergleich zum Vorjahr (CHF 13,7 Mrd.) tiefer. Die Banken entrichteten 2021 mit CHF 2,6 Mrd. deutlich mehr Steuern als noch im Vorjahr (2020: CHF 1,9 Mrd.)

Abbildung 11

Grosse Unsicherheiten prägen das erste Halbjahr 2022

Nachdem das Jahr 2021 im Zeichen einer markanten Erholung stand, ist die wirt­schaftliche Entwicklung 2022 von grosser Unsicherheit geprägt. Das SECO prognostiziert für das Jahr 2022 ein BIP-Wachstum von 2,6 Prozent. Die SNB erhöhte im Juni 2022 das erste Mal seit fünfzehn Jahren den Leitzins.

Die wirtschaftliche Entwicklung ist 2022 von grosser Unsicherheit geprägt: Der anhaltende Krieg in der Ukraine, die Aus­wirkungen internationaler Sanktionen gegenüber Russland, die COVID-19-bedingten Lockdowns in China, die Gefahr einer erneuten Pandemiewelle sowie insbesondere eine mögliche Energieknapp­heit drohen, die wirtschaftliche Erholung zu beein­trächtigen. Ein zusätzliches Risiko stellen zudem die anhaltend hohen Inflationsraten im Euro­raum und in den USA dar. In der Schweiz wurde im Februar 2022 erstmals seit 2008 das Inflationsziel der SNB von 2 Prozent überschritten, im Juni 2022 lag die Inflation bei 3,4 Prozent.23 Durch den Inflationsdruck sah sich die SNB gezwungen, im Juni 2022 eine erste Leitz­ins­erhöhung um einen halben Prozentpunkt auf –0,25 Prozent vorzunehmen.24 Bis Ende Juni 2022 nahm die SNB insgesamt CHF 540 Mio. an Negativzinsen ein.25 Zudem stiegen in der ersten Jahreshälfte gemäss SNB die Hypo­thekar­kredite und Wohnliegen­schaftspreise weiter stark an.26 Die Fed hob die Zinsspanne im ersten Halbjahr 2022 in vier Schritten auf 2,25 bis 2,5 Prozent­punkte an und begann im Juni damit, das Anleiheportfolio zu reduzieren. Sie reagierte damit auf die hohen Inflations­raten, welche gemäss der Fed auf gestiegene Energiepreise, ein COVID-19-bedingtes Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage sowie auf einen allge­meinen Preisdruck zurückzuführen sind.27 Zurück­haltender reagierte die EZB. Sie beschloss im Juli 2022, ihren Leit­zins um 0,5 Prozentpunkte zu erhöhen und ab Juli im Rahmen ihres Asset Purchase Programme (APP) sowie dem Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) keinen Nettoerwerb von Vermögens­werten mehr zu tätigen.28 Gleichzeitig hat sie aber das Transmission Protection Instrument (TPI) eingeführt, welches keine Volumina-Beschränkungen kennt.29 Auch bedingt durch die unterschiedliche Geld­politik schwächte sich der Euro gegenüber dem Franken im ersten Halbjahr 2022 stetig ab und erreichte am 4. März 2022 die Parität. Im Juli 2022 kostete 1 Euro weniger als 1 Schweizer Franken. Der Dollar gewann relativ zum Schweizer Franken demgegenüber seit Mai 2022 an Wert. Die genannten Entwicklungen dämpfen die Erwartung an die Konjunkturentwicklungen: Der internationale Währungsfonds rechnet mit einem Wachstum der Weltwirtschaft um 3,2 Prozent. Das SECO erwartet für die Schweiz 2022 ein Wachstum des BIP um 2,6 Prozent. Im ersten Halbjahr 2022 fanden wichtige politische Abstimmungen und Entscheide in der Schweiz statt. So wurde die Änderung der Stempel abgaben vom Volk abgelehnt. Die vor­gesehene Abschaffung der Emissionsabgabe auf Eigenkapital hatte zum Ziel, Innovations­­anreize zu schaffen und so Arbeitsplätze zu sichern. Dadurch wäre die Unternehmens­landschaft und insbesondere das KMU- und Start-up-Segment der Schweiz gestärkt worden. Weiter bekräftigte der Bundesrat im Februar 2022 an seiner europa­politischen Klausur die Fort­führung des bilateralen Weges mit der EU und legte die Stoss­richtung für ein Verhand­lungs­paket fest, nach­dem er im Mai 2021 beschlossen hatte, das Institutionelle Rahmen­abkommen zwischen der Schweiz und der EU nicht zu unterzeichnen.

Das Festhalten des Bundesrates am bilateralen Weg und eine Intensivierung der Gespräche mit der EU ist zu begrüssen. Das grenz­über­schreitende Vermögens­verwaltungsgeschäft mit Privat­kundinnen und -kunden aus der EU ist ein wichtiger Schweizer Export­sektor, der auf prakti­kable und nachhaltige Marktzugangs­lösungen angewiesen ist. Die Schweiz hat die Sanktionen der EU gegenüber Russland über­nommen. Eine wichtige Rolle kommt dabei den Schweizer Banken zu. Bis Juli 2022 wurden in der Schweiz CHF 6,7 Mrd. an finanziellen Vermögenswerten ge­sperrt.30 Auf die positive Entwicklung an der Börse im Jahr 2021 folgte im ersten Halbjahr 2022 aufgrund der vorherrschenden geopolitischen Unsicherheiten sowie der restriktiven Geld­politik eine deutliche Kurskorrektur. Der Swiss Market Index (SMI) nahm zwischen Januar und Juni 2022 um bis zu 20 Prozent ab und erreichte einen zwischenzeitlichen Tiefststand von 10’349 Punkten. Der Index befand sich Ende Juni knapp 1’300 Indexpunkte unter dem Vorjahres­wert. Aufgrund der anhaltenden Unsicherheit bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung sowie den ab­nehmenden Aufholeffekten im Zusammen­hang mit der Covid-19-Pandemie ist zu erwarten, dass die Börsen auch im zweiten Halbjahr 2022 unter Druck stehen werden, was sich negativ auf das Handels- und Kommissionsgeschäft der Banken aus­wirken dürfte. Im ersten Semester 2022 nahmen die Firmenkonkurse gegenüber dem Vorjahr um 40 Prozent zu, gegenüber dem Durch­schnitt der Jahre 2018 und 2019 beträgt die Zunahme aber lediglich 10 Prozent. 2021 war die Konkursrate im Zuge der COVID-19-bedingten Unterstützungs­mass­nahmen ausserordentlich tief. Die Konkurswelle betrifft insbesondere die Pharmabranche und Dienstleistungs­unternehmen, wobei bei letzteren auch die vielen Neugründungen eine Rolle spielen dürften. Viele Unternehmen bekunden insbesondere in den ersten Betriebs­jahren Schwierigkeiten. Die Konkursraten in der Gastronomie und Baubranche blieben hingegen weitgehend stabil.31 Von den durch die Schweizer Banken gewährten COVID-19-Krediten in Höhe von rund CHF 17 Mrd. wurden bislang rund CHF 6 Mrd. vollständig zurückgezahlt, davon CHF 822 Mio. im ersten Halbjahr 2022.32 Aufgrund ihrer starken Kapitalisierung und Fortschritten beim Risikomanagement sind die Banken gut vorbereitet, um allfälligen Kredit­ausfällen vorzubeugen und diese gegebenenfalls zu absorbieren. Gleichwohl ist aufgrund der eingetrübten Konjunktur­prognosen sowie der Entwicklung an der Börse für 2022 und 2023 insgesamt ein Rückgang des Geschäftserfolges gegen­über dem Vorjahr zu erwarten.

22 SNB (2022). Geschäftsbericht 2021.

23 BFS (2022). Landesindex der Konsumentenpreise.

24 SNB (2022). Geldpolitische Lagebeurteilung vom 16. Juni 2022.

25 SNB (2022). Zwischenbericht der SNB per 30. Juni 2022.

26 SNB (2022). Geldpolitische Lagebeurteilung vom 16. Juni 2022. 27 Fed (2022). FOCM statement and implementation note vom 4. Mai 2022, 15. Juni 2022 und 27. Juli 2022. 28 EZB (2022). Geldpolitische Beschlüsse vom 9. Juni und 21. Juli 2022. 29 EZB (2022). The Transmission Protection Instrument. 30 https://www.seco.admin.ch/seco/de/home/­Aussenwirtschaftspolitik_Wirtschaftliche_Zusammenarbeit/­Wirtschaftsbeziehungen/exportkontrollen-und-sanktionen/sanktionen-embargos/sanktionsmassnahmen/­faq_russland_ukraine.html, zuletzt abgerufen am 3. August 2022. 31 Creditreform (2022). Firmen- und Privatkonkurse 2022. 32 https://covid19.easygov.swiss/#anchor-14, zuletzt abgerufen am 25. Juli 2022.